Alte Maße und Gewichte

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Das Wiener Lot
 


Das Wiener Lot

 

Er wog vielleicht ein halbes Lot -
Und war am fünften Tage tot

Suppenkaspar

Wer kennt nicht die Geschichte vom Suppenkaspar aus Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter", aber wie schwer war er wirklich, als es "am fünften Tage" mit ihm zu Ende ging ?

Das ist nun gar nicht so leicht festzustellen, weil wir heutzutage alles so genau wissen wollen, etwa auf 5 Dezimalstellen genau. Aber die alten Maße, wie das Lot oder das Pfund waren von Ort zu Ort verschieden schwer. 

Da Heinrich Hoffmann in Frankfurt am Main gelebt hat, könnte er wohl in Krämerpfund = 467,711 oder in Handelspfund, (schweres Pfund = 505,128 g)  gerechnet haben. Da ein Lot immer ein zweiunddreißigstel Pfund war, müßte das halbe Lot ein vierundsechzigstel Krämerpfund oder ein vierundsechstigstel Handelspfund gewesen sein. Dementsprechend wäre Kaspar an seinem Todestag etwa 7,31 Gramm oder doch 7,89 Gramm schwer gewesen.

Wie gesagt, früher hat man das alles nicht so genau genommen. Aber man hatte die Maße praktisch und menschengerecht festgelegt. 1 Zoll war eine Fingerbreite, 1 Elle war die Länge des Unterarms und 1 Morgen war die Ackerfläche, die ein tüchtiger Knecht mit 2 Ochsen an einem Vormittag pflügen konnte. 
Übrigens: in Österreich pflügte man den ganzen Tag mit beiden Ochsen unter dem "Joch" sodaß ein österreichisches Joch etwa 2 Morgen groß ist.

Das Lot war ein praktisches Gewicht für den Kaufmann wie für die Köchin. Man maß mit 1, 2, 4, 8, und 16 Lot-Gewichten, die als kleine Messingnäpfchen geformt waren, die man ineinanderschachteln konnte, wie russiche Holzpüppchen. Das 16-Lot Gewicht hatte einen Deckel mit Verschluß, dahinein paßte das 8-Lot Gewicht und in dieses wieder das 4-Lot Gewicht und so weiter. 

Lotsatz  Lotsatz geöffnet  Lotsatz mit den einzelnen Gewichten

Dieser Lotsatz mit der Eichpunze aus 1811 stammt noch aus dem Besitz von Tante Grünfeld.

Unser computergeschultes Gehirn erkennt sofort, daß der Lotsatz binär aufgebaut ist, 1-2-4-8 ... genau so wie die Zahlencodes in unseren Rechnern. So ist es nahliegend, nach Computerart  Tabellen zu schreiben, wie man mit diesen Näpfchen das gewünschte Gewicht zusammensetzen kann. Dazu findet man untenstehend noch zwei Spalten mit den Umrechnungen in Gramm und auch in Dekagramm (was typisch österreichisch ist).

 

16 8 4 2 1 Lot Dekagram
[dag] 
(gerundet)
Gramm
[g] 
(gerundet)
1 17½
2 35
3 52½
4 7 70
5 87½
6 10½ 105
7 12¼ 123
8 14 140
9 16 158
10 18 175
11 19 193
12 21 210
13 23 228
14 25 245
15 26 263
16 28 280
17 30 298
18 32 315
19 33 333
20 35 350
21 37 368
22 39 385
23 40 403
24 42 420
25 44 438
26 46 455
27 47 473
28 49 490
29 51 508
30 53 525
31 54 543

Das kleinste Näpfchen wiegt ein halbes Lot. 
Die untenstehende Tabelle zeigt die Gewichtung von ½ bis 7½ Lot

4 2 1 ½ Lot Dekagram
[dag] 
(gerundet)
Gramm 
[g]
(gerundet)
½ 1 9
1 17½
26
2 35
44
3 52½
61
4 7 70
8 79
5 87½
96
6 10½ 105
11½ 114
7 12¼ 123
13¼ 131
 

 

1  dag = 10 g = ca. ½ Lot
2 dag = 20 g = ca. 1 Lot
5 dag = 50 g = ca. 3 Lot
10 dag = 100 g = ca. 5½ Lot
20 dag = 300 g = ca.11½  Lot
50 dag = 500 g = ca. 28½ Lot
1  Kilogramm = ca. 57 Lot

Beispiel:

Man konnte mit den 6 Teilen des Lotgewichtsatzes 63 unterschiedliche Gewichte auf der Waage zusammenstellen. 
Das war doch ein sehr "ökonomischer" Gewichtssatz ?

Wer in einem Seifenrezept eine Gewichtsangabe in Lot findet, der braucht sicher nicht auf die letzte Dezimalstelle genau umrechnen. Man kann sich zum Beispiel auf das Wiener Handelslot beziehen, wie in obigen Tabellen und wird sich keine Sorgen machen, daß in Berlin oder Köln einige Prozent mehr oder weniger richtig wären.

Was es noch so alles gibt:

Eine Umrechnung dieser alten Gewichtsmaße in unser metrisches System sollte also mit Rechenmaschine oder mit den beiden Tabellen hier keine Probleme bereiten.

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